Ausbildung
Personenrettung aus Hochwasserfluss trainiert
Im November wurde ein intensiver Übungstag für alle zukünftigen Ausbildner der Tunnelgrundausbildung des Bereichsfeuerwehrverbandes Leoben in Wald am Schoberpass abgehalten.
Personenrettungseinsätze sind bei jedem größeren Hochwasser ein fixer Bestandteil. Beim letzten Hochwasser im Juni 2020 waren unsere Taucher und Höhenretter schon einmal in einer anderen Gemeinde im Bezirk im Einsatz, um Kameraden zu retten, die mit ihrem Boot bei reißender Strömung in Gefahr geraten sind. Ein ähnliches Szenario wurde für diesen Übungsabend auf dem Glickfluss nachgestellt bzw. vorbereitet.
Treibgut und hohe Strömung als Annahme
Im Hochwasser feststeckende Fahrzeuge können im Einsatzfall vielfach mit einem Wasserfahrzeug (Zille, Arbeitsboot) oder zumindest durch Feuerwehrtaucher ermöglicht werden, um eine Personenrettung durchzuführen. Geradezu unmöglich wird das jedoch, wenn der Fluss eine hohe Strömungsgeschwindigkeit aufweist, in dem sich vielleicht auch Treibgut befindet (Bäume, weggeschwemmtes Material etc.). Genau davon ging das Übungsszenario auch aus. Ein Autolenker war überzeugt – wie oft in der Praxis auch – , einen überfluteten Streckenabschnitt noch passieren zu können. Eine fatale Fehleinschätzung. Das Auto wurde von den Fluten erfasst und hing nun im Gewässer fest. Die beiden Insassen des Pkw konnten sich auf das Dach des Fahrzeuges retten und die Einsatzkräfte verständigen. Aufgrund der Alarmmeldung rückten auch die Höhenretter mit aus.
Aufbau einer „Seilbahn“
Die Höhenretter trafen die Entscheidung, die Personenrettung über eine Art „Seilbahn“ durchzuführen. Zu diesem Zweck wurde per sogenanntem „Big Shot“ ein erstes Seil über den Glickfluss ans andere Ufer geschossen. Dort bereitstehendes Personal befestigte dieses an einem Baum, während der größere Teil der Gruppe am „Ausgangsufer“ den weiteren Aufbau der „Seilbahn“ mit insgesamt drei Seilen (zwei statische Führungsseile stellen die Seilbahn selbst inklusive einem Sicherungsseil dar, das dynamische Seil ist sozusagen das Seil, an dem der Retter bewegt wird) an höherer Stelle (etwas über drei Meter) vorangetrieben haben. Schnell geht ein Aufbau wie dieser jedoch auf keinen Fall, auch im Ernstfall nicht, da eine Vielzahl an Handgriffen erforderlich ist.
Retter kommt am Seil zu „undankbaren” Opfern
Nach Fertigstellung der Seilkonstruktion konnte einer der Retter samt Rettungswindel zum im Fluss treibenden Auto geseilt und abgesetzt werden. Die sommerlichen Temperaturen verleiteten die beiden Übungsopfer, zwei Mitglieder der Tauchergruppe, dazu, sich etwas undankbar zu zeigen. Sie schwangen kurzfristig das Seil der Seilbahn und verhalfen den Rettern zu einem unfreiwilligen Kurzbad. Diese für den Rest der Mannschaft durchaus aufheiternde Einlage brachte jedoch auch einen ernsten Hintergrund zutage, denn wer schließt aus, dass sich der zu Rettende aufgrund der bereits längeren Wartezeit, möglicher Panik etc. nicht ähnlich verhält? Ein Fakt, der durchaus auch beim Realeinsatz zu bedenken sein wird. In zwei Seilläufen konnten dann beide Autoinsassen zurück ans Ufer und durch einen Wald an frischen Brennnesseln vorbei schlussendlich wieder auf die Straße zurückgebracht werden.
Spezielles Übungsauto
Der verwendete und geliehene Übungs-Pkw ist übrigens für den Einsatz im Gewässer modifiziert. Das heißt, es befinden sich kein Getriebe, kein Motor oder gar Betriebsflüssigkeiten darin. Somit ging von diesem Fahrzeug keinerlei Umweltverschmutzungsgefahr aus. Es wurde nach Abschluss der Übung sodann mit dem Kran des Kranfahrzeuges wieder aus dem Glickfluss gehoben.
Viele unerwünschte Zuschauer
Seitens unserer Feuerweher standen 25 Kräfte rund zwei Stunden lang im Übungseinsatz. Hinzu kam noch ein Heer an unerwünschten Zuschauern, die mittendrin statt nur dabei waren: nämlich eine Horde an Gelsen, die trotz schwerem körperlichen Einsatz aller Beteiligten nur unwesentlich reduziert werden konnte. Einige bleibende Eindrücke werden somit nicht nur im Geiste, sondern vorübergehend auch am Körper zurückbleiben.
Erkenntnisse
Obwohl, wie einleitend erwähnt, ein ähnlicher Einsatz bereits einmal in der Praxis abgearbeitet wurde, brachte die Übung einige Erkenntnisse mit sich:
• Grundsätzlich wäre es angebracht, den Pkw vor Beginn der Arbeiten zu sichern. Zu diesem Zweck muss jedoch erst einmal ein Seil zum Fahrzeug gebracht werden können, welches eine entsprechende Stärke aufweist, um das möglicherweise losreißende Auto auch halten zu können.
• Von Bedeutung wäre es auch, sofern es die Situation ermöglicht, so rasch wie möglich eine Einsatzkraft zu den Betroffenen zum Autodach zu bringen. Diese kann nicht nur beruhigend und betreuend auf die Personen in Notlage einwirken, sondern auch die Einsatzkräfte bei den Rettungsmaßnahmen fachlich unterstützen.